Eingeladener Wettbewerb
Hochbauamt Kanton St. Gallen
Andy Senn, Architektur
Jurybericht:
Bereits der Titel «Pendant» zeugt von einer ebenso intelligenten wie leichtfüssigen Herangehensweise der Künstlerin an die gestellte Aufgabe und spiegelt den komplexen und auf mehreren Ebenen spielenden Vorschlag für Kunst am Bau im Landwirtschaftlichen Zentrum in Salez. «Pendant» ist ein Kooperationsprojekt zwischen der Künstlerin und einem Bienenvolk, womit bereits im konzeptionellen Ansatz klar wird, dass das Herz der Landwirtschaft getroffen und ein gemeinsamer Nenner für alle Nutzerinnen und Nutzer des LZSG und darüber hinaus gefunden ist. Die existentielle Abhängigkeit des Menschen von den Bienen nimmt Elisabeth Nembrini auf raffinierte Art auf und macht sie im Entstehungsprozess ihrer Arbeit erlebbar. Dies geschieht, indem sie ein architektonisches Modell vom Haupteingangsbereich des Schulgebäudes als Standort für ihre lntervention macht und dieses als Bienenmagazin einem Schwarm aus Frümsen zur Verfügung stellt.
Die massstäbliche Vergrösserung der innerhalb von wenigen Tagen entstandenen Waben als Vorlage für an der Decke hängende Objekte wird als konsequenter Schritt in der Projektidee gelobt. Die Jury misst der Materialwahl bei der Umsetzung eine so grosse Bedeutung zu, dass sie hierfür eine Weiterbearbeitung wünscht, insbesondere hinsichtlich der Oberflächenbehandlung mit Schindeln.
lnsgesamt überzeugt der Vorschlag «Pendant» die Jury in seiner sorgfältigen Herleitung, in der Zusammenführung von Nutzerinnen und Nutzern, im reziproken Verschränken von Massstäben und Aufgaben, wodurch die Menschen zu Bienen und die Bienen zu einem Künstlerinnenkollektiv oder zumindest Assistentinnen werden. Gewürdigt wird auch die Aufmerksamkeit der Künstlerin gegenüber wesentlichen Fragen der Landwirtschaft wie Beeinflussbarkeit, Unberechenbarkeit, Verantwortung, Nachhaltigkeit, aber auch die offensichtliche Wertschätzung gegenüber landwirtschaftlichen Berufen.
Ursula Badrutt Schoch, 2018