mehrere OHP, perforiertes und geöltes Papier, Rückprojektionsfolien auf Holzrahmen
Das Tier, das im Reich der Tiere den Ton angibt, ist der Mensch. Er dominiert das Geschehen, erhebt sich über die an- deren Tierarten. Für ihre Arbeiten verwendet Elisabeth Nembrini eigene, kunsthistorische oder mediale Bilder: Porträts von der Oberschicht mit Tieren, wie Hermeline, Papageien oder Einhörner. In einem langsamen Prozess transformiert sie diese Fotografien, bestickt, perforiert oder vergrössert sie als Projektion und entfacht eine unterschwellig ambiva- lente Stimmung. Für die Serie in der aktuellen Ausstellung verweist Elisabeth Nembrini mit dem Titel an das (beinahe) gleichnamige französische Volksmärchen. Das Mädchen La Belle muss anstelle ihres Vaters im Schloss des Tieres (Bête) verweilen, ansonsten stirbt das Tier... Die Liebe allein befreit das Tier vom seinem Fluch und überführt es in die menschliche Existenz. Auf den barock anmutenden Bildern von Elisabeth Nembrini geht es ähnlich zivilisiert zu. Die Zeichen- und Körper- sprache ist anmutig und adelig, die feinen Damen aus der Aristokratie posieren mit exotischen Tieren... Elisabeth Nembrini zieht auf diesen stillen Bildern einen Spannungsbogen zwischen der unbezwingbaren Aufrichtigkeit der Natur und des rational gelenkten, zivilisierten Menschen. Entfremdet von seinen Trieben und Instinkten bedient er sich der Tierwelt, macht es wieder zu einem Teil von sich, das er dirigieren, dem er folgen kann, es nachahmen kann. Ohne Klauen, ohne Stachel, ohne Zähne. Früher hiess es Mimesis – heute sind es unsere Avatars.
Jordanis Theodoridis, Galerie widmertheodoridis, 2018