Auf dem Sprung: Ein kleines, feines Stück Architektur ist im neuen Strassenwärtermagazin St. Gallen-Winkeln entstanden. Garniert wird sie mit augenzwinkernder Kunst am Bau von Elisabeth Nembrini. Der Hirsch ist schon aus dem Dreieck-Warnschild auf dem einen Streusalzsilo aufs Dach des zweiten Silos gesprungen und hat zum nächsten Sprung angesetzt. Doch er kommt nicht weiter – und dreht sich federleicht im Wind. Mit subtilem Witz hat die St. Galler Künstlerin Elisabeth Nembrini das bekannte Verkehrswarnschild «zerlegt» und zum Erkennungszeichen des neuen Strassenwärtermagazins an der Mövenstrasse im Industriegebiet von St. Gallen-Winkeln gemacht. Hier hat die Stadt eine ehemalige Renault-Garage gekauft und Hug Architekten, St. Gallen, haben den kleinen Umbau geplant. Daraus ist ein kleines, feines Stück Vorzeigearchitektur entstanden, das Stadtbaumeister Erol Doguoglu gerne als Beispiel zeige, wie er an der Vernissage des springenden Hirschs dieser Tage betonte. In die zuvor offene Garagenhalle hat Architekt Hans Peter Hug mit seinem Team zwei Einbauten gestellt, die an Schiffscontainer erinnern. Darin sind Garderoben und Sanitäranlagen untergebracht. Auf dem Dach dieser Einbauten sorgen durchlässige Kuben für die Belichtung, und die «Container» selber bilden einen von der Garage abgetrennten Aufenthaltsraum, der mit einer schlichten schwarzen Teeküche und ebenfalls schwarzen Möbeln ausgestattet ist. Die «Container»-Wände selber zitieren mit ihrer orangen Farbe die Welt des Strassenunterhalts. Über den Tischen hängen «Stalllaternen», und die Mitarbeiter haben die über die ganze Länge des Raums reichende Sitzbank selbst gezimmert. Die Crew, die in Winkeln die Strassen repariert und putzt, hat offensichtlich Freude an ihrem neuen Stützpunkt. Sie pflegt die Details – bis hin zu den extra beschafften orangen Tischsets. Die Künstlerin Elisabeth Nembrini trägt mit ihren Interventionen zum guten Arbeitsklima der Strassenwärter – und auch zweier Strassenwärterinnen, die hier arbeiten – bei. «Zerlegte» Verkehrsschilder hat sie auch als kleine Bilder an die Garagenwände gemalt, zwischen Schneepflüge und Putzmaschinen. Kleine künstlerische Interventionen, die mit ihrem Witz ebenso verzaubern wie der springende Hirsch draussen auf dem Streusalzsilo. René Hornung in der Zeitschrift Hochparterre Nr. 8, S. 67, August 2010